
Trennungsängste bei unseren Kindern verstehen und überwinden
Trennungsangst ist eine normale und weit verbreitete Erfahrung, mit der fast jedes Kind konfrontiert wird, wenn es zum ersten Mal in die Kita oder Schule kommt. Selbst Kinder, die von Natur aus aufgeschlossen und kontaktfreudig sind, können Schwierigkeiten bei dieser Umstellung haben. Diese Form der Angst lässt sich auf die bahnbrechende Forschung des Psychologen John Bowlby aus den 1950er Jahren zurückführen, der herausfand, dass Säuglinge nicht nur auf emotionale Unterstützung angewiesen sind, sondern dass ihre Bindung an ihre Hauptbezugspersonen auch für ihr Überleben essenziell ist. Die frühe Bindung spielt eine entscheidende Rolle für die gesunde Entwicklung eines Kindes, insbesondere da es sich seiner eigenen Identität erst im Alter von etwa sechs Jahren vollständig bewusst wird. Für Eltern, die ihre Kinder durch diese Phase begleiten möchten, ist es wichtig, die Bedeutung dieser Bindung zu verstehen und Möglichkeiten zu finden, die natürliche Trennungsangst zu lindern.
Nicht nur Kinder, auch Eltern erleben eine Form der Trennungsangst, wenn sie ihre Kinder in die Obhut anderer geben. Die Sorgen und die emotionale Belastung, die mit dem Abschied von ihrem Kind in einer neuen Umgebung einhergehen, können überwältigend sein. Eltern und Kinder müssen diesen Übergang gemeinsam durchstehen. Für eine gelungene Trennung ist es entscheidend, Methoden zu finden, die beiden Seiten helfen, die Angst zu reduzieren.
Viele kennen das Gefühl der Trennungsangst, besonders da Babys diese Phase ab dem achten Lebensmonat durchlaufen. Bei einigen Kindern kann jedoch eine anhaltende Angst bestehen, von ihren Eltern getrennt zu werden. Es kommt auch vor, dass die Angst nach einem Jahr in der Kita scheinbar verschwindet, aber plötzlich wieder auftaucht. Oft rührt diese Angst vom Unbekannten her, da das Kind in neuen Situationen keine vertrauten Bezugspunkte hat. Trennungsangst kann Kinder jeden Alters betreffen – der erste Schultag, der Wechsel in eine neue Klasse oder der Eintritt in eine neue Einrichtung kann dazu führen, dass die Ängste von früher wieder aufleben.
Ein Kind kann Trennungsangst erleben, wenn es mit größeren Veränderungen konfrontiert wird, etwa einem Umzug, dem Verlust eines geliebten Menschen oder einem Schulwechsel. In den meisten Fällen legt sich die Angst nach ein paar Wochen, wenn das Kind sich an die neue Umgebung gewöhnt hat. Es ist vollkommen normal, dass ein kleines Kind besorgt ist, verlassen zu werden und sich Sorgen macht, dass die Eltern nicht zurückkehren. Sobald das Kind versteht, dass die Eltern immer wieder kommen, lässt die Angst in der Regel nach. Doch auch später im Leben kann diese Angst wieder auftauchen – ausgelöst durch verschiedene Faktoren.
Die Ursachen für Trennungsangst sind vielfältig. Sie kann durch spezifische Ereignisse wie eine Krankheit in der Familie, eine Trennung der Eltern oder ein traumatisches Erlebnis, etwa ein Krankenhausaufenthalt, ausgelöst werden. Aber auch alltägliche Stressfaktoren, wie ein übermäßiger Druck bei einem oder beiden Elternteilen, können Ängste im Kind verstärken. Ebenso spielen genetische oder umweltbedingte Faktoren, etwa familiäre Angststörungen, eine Rolle: Kinder von Eltern, die selbst unter Angststörungen leiden, sind häufig anfälliger für Trennungsangst. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass Trennungsangst auch ein Spiegel unserer eigenen Ängste sein kann, die das Kind möglicherweise reflektiert. Das Temperament des Kindes kann ebenfalls einen Einfluss haben – einige Kinder sind von Natur aus sensibler und anfälliger für Ängste.
Eine besonders liebevolle Methode, die bei der Bewältigung von Trennungsangst hilft, ist die Zeichnung eines Herzens auf die Hand des Kindes. Diese Methode stärkt die emotionale Verbindung und symbolisiert die Liebe und Sicherheit, die das Kind auch in der Abwesenheit der Eltern begleitet. Stellen wir uns vor, ein Kind fühlt sich überfordert von der Vorstellung, zum ersten Mal zur Schule zu gehen. Manche Eltern könnten unbewusst auf die Ängste ihres Kindes reagieren, indem sie sie herunterspielen und darauf bestehen, dass es jetzt an der Zeit sei, sich zu lösen. Diese Haltung, die oft aus gesellschaftlichen Normen stammt, kann dazu führen, dass das Kind sich ungehört und entkräftet fühlt. Eine bessere Vorgehensweise wäre es, die Ängste des Kindes ernst zu nehmen und ihm zu versichern, dass die Sicherheit und Liebe, die es zu Hause empfindet, auch außerhalb des Zuhauses vorhanden ist.
Das Malen eines Herzens auf die Hand ist eine kraftvolle Methode, um diese Verbindung zu visualisieren. Eltern können ihrem Kind versichern, dass ihre Liebe immer präsent ist, unabhängig von der Entfernung. Das Kind kann dieses Symbol der Sicherheit mit in die neue Umgebung nehmen. Auch die Eltern können ein Herz auf ihre eigene Hand malen, was ihnen während des Tages als Erinnerung an die Bindung dient.
Diese einfache Technik ist eine liebevolle Alternative zu traditionellen Ansätzen und fördert das Verständnis und die Empathie. Sie kann den Übergang von der gewohnten Umgebung zur neuen Situation für das Kind erheblich erleichtern und seine Resilienz stärken. Indem Eltern ihrem Kind eine greifbare Darstellung der Unterstützung geben, können sie es dabei unterstützen, mit den Herausforderungen einer Trennung besser umzugehen.
Zusätzlich zur Herzzeichnung gibt es auch andere Methoden, die bei Trennungsangst hilfreich sein können, wie etwa Homöopathie oder Nahrungsergänzungsmittel. Eine regelmäßige, vorhersehbare Routine bietet ebenfalls Halt und kann Ängste durch Vertrautheit mildern. Rollenspiele, in denen Eltern mit ihrem Kind Kita- oder Schulsituationen nachspielen, sind ebenfalls eine nützliche Technik. Übergangsobjekte wie ein kleines Kuscheltier oder ein Foto können ebenfalls beruhigend wirken, wenn die Eltern nicht in der Nähe sind. Das Vorlesen von Büchern über Trennung hilft Kindern, ihre Gefühle zu verstehen und mit ihren Ängsten besser umzugehen.
Die Bewältigung der Trennungsangst ist eine gemeinsame Reise für Eltern und Kinder. Strategien wie das Zeichnen eines Herzens, zusammen mit anderen unterstützenden Maßnahmen, können diese herausfordernde Erfahrung in eine Gelegenheit für Wachstum und tiefere Verbindung verwandeln. Indem wir die emotionalen Bedürfnisse unserer Kinder anerkennen und ihnen durch diese Übergänge helfen, können wir die Bindung stärken und das Vertrauen fördern, dass sie auch in neuen Situationen sicher und geliebt sind. Letztlich geht es darum, die Trennung mit Liebe und Mitgefühl zu gestalten, sodass beide Seiten gestärkt und zuversichtlich in den neuen Abschnitt ihres Lebens starten können.