Gefühle als Schlüssel zur Heilung: Der Weg zu emotionaler Freiheit und verbundener Elternschaft

Heute möchte ich ein Thema ansprechen, das für die bewusste, bindungsorientierte und emotional intelligente Begleitung unserer Kinder von zentraler Bedeutung ist: den Zugang zu unseren eigenen Emotionen. Es geht darum, Schmerz zu spüren, unser Nervensystem zu regulieren und Heilung in Gang zu setzen. Denn die Wahrheit ist: Viele unserer explosiven, wütenden oder frustrierten Reaktionen auf unser Kind (oder andere) sind nicht wirklich eine Antwort auf das, was im Moment passiert, sondern vielmehr das Resultat all der Situationen, in denen wir in der Vergangenheit ähnlich reagiert haben, aber nicht für uns selbst eingetreten sind, uns nicht ausdrücken konnten und unsere Gefühle unterdrückt haben.

Wie Buddha sagte: „Du musst es fühlen, um es zu heilen. Der einzige Weg raus ist durch.“
Und Vironika Tugaleva ergänzte: „Emotionaler Schmerz kann dich nicht umbringen, aber die Flucht davor schon. Erlaube dir, zu fühlen. Umarme es. Lass dich heilen.“

Wir haben ein kollektives Problem mit dem Fühlen, das sich über Generationen hinweg entwickelt hat. Emotionen wurden oft unterdrückt, weil es schmerzhaft war, sich ihnen zu stellen. Wenn deine Großmutter ihre Gefühle nicht zeigen konnte, weil sie sie dissoziieren musste, dann hat sich dieses Muster auch auf deine Eltern übertragen und so weiter. Irgendwann in der Familiengeschichte gibt es immer einen Wendepunkt, an dem jemand beginnt, dieses Muster zu durchbrechen.

Erinnerst du dich daran, wie du als Kind immer wieder ein „Nein“ hörtest, während du die Welt um dich herum erkundetest? Schon als Kleinkind wurden uns von unseren Eltern und Bezugspersonen beigebracht, wie wir uns verhalten sollten – was akzeptabel und was nicht war. Wir lernten, unsere Gefühle zu unterdrücken, weil wir glaubten, nur so Zuneigung und Liebe zu bekommen. Wenn Eltern die Gefühle ihrer Kinder abwerten, ignorieren oder unterdrücken, sendet das die Botschaft, dass die Gefühle des Kindes falsch oder unwichtig sind. Das Kind lernt, dass es nur dann Zuneigung erhält, wenn es sich anpasst, ohne auszubrechen, zu weinen oder wütend zu werden.

Das führt zu der Überzeugung, dass Liebe nur durch bestimmtes Verhalten erlangt wird. Sätze wie: „Wenn du dich nur mehr wie deine Schwester benimmst, können wir vielleicht öfter mit dir essen gehen“ haben uns beigebracht, dass wir uns anpassen müssen, um Anerkennung zu bekommen. Als Erwachsene reproduzieren wir oft genau diese Verhaltensmuster, die wir in der Kindheit gelernt haben, um die Liebe unserer Eltern zu gewinnen. Bob Hoffman nannte dies das „Negative-Love-Syndrom“. Wir verinnerlichen nicht nur die Verhaltensweisen unserer Eltern, sondern auch die negativen Botschaften, die uns geprägt haben. Diese führen später zu negativen Selbstgesprächen und ungesunden Überzeugungen.

Diese Muster setzen sich auch im Erwachsenenleben fort. Viele von uns ziehen Beziehungen an, die denen ähneln, die wir mit unseren Eltern erlebt haben, weil wir Liebe so gelernt haben. Diese „negativen Liebesmuster“ bleiben oft über Generationen hinweg bestehen.

Emotionen beeinflussen unser Leben in entscheidender Weise. Sie lenken unsere Aufmerksamkeit, motivieren unser Verhalten und beeinflussen unser Selbstbewusstsein. Viele glauben, ihre Entscheidungen seien rational, aber in Wirklichkeit werden wir zu einem Großteil von unseren Gefühlen gesteuert.

Emotionen passieren nicht nur im Kopf, sondern auch im Körper. Denk an einen Moment, in dem du dich wirklich gefreut hast – vielleicht als dein Kind ein Tor geschossen hat oder einen Soloauftritt gemeistert hat. Du hast wahrscheinlich körperliche Veränderungen gespürt: ein schnelleres Herzklopfen, ein Lächeln, ein Hochgefühl. Emotionen manifestieren sich immer auch körperlich. Um Schmerz zu lindern, müssen wir uns auf diese körperliche Manifestation konzentrieren, nicht nur auf das, was wir denken.

Wenn wir unsere Emotionen unterdrücken, kommen sie später auf andere Weise zurück. Oft bleiben emotionale Blockaden aus der Kindheit in unserem Körper hängen, weil wir damals nicht in der Lage waren, sie auszudrücken. Diese Blockaden können zu körperlichen Beschwerden oder emotionalen Problemen führen. Unterdrückte Emotionen verschwinden nicht einfach, sie warten darauf, gefühlt und verarbeitet zu werden.

Emotionen sollten fließen, erlebt und verstanden werden. Sobald wir beginnen, die Bedeutung unserer Emotionen zu erkennen, können wir anfangen, vergangene Erfahrungen zu heilen und unser Leben zu verbessern. Die beste Strategie dabei ist, unsere Gefühle zu erkennen, ohne sie zu beurteilen, sondern uns zu erlauben, sie zu erleben. So können wir die tiefe emotionale Arbeit leisten, die notwendig ist, um uns zu heilen.

Emotionale Heilung geschieht, wenn wir schwierige Emotionen anerkennen, akzeptieren und durch sie hindurchgehen. Jeder Heilungsprozess ist individuell, aber er ist möglich, wenn wir uns darauf einlassen. Emotionale Heilung bedeutet, sich selbst zu vergeben und den Schmerz zu integrieren, um inneren Frieden zu finden.

Diese Heilung erfordert Zeit und Geduld. Wir können nicht kontrollieren, wie lange der Prozess dauert. Wenn wir uns dem Schmerz stellen und ihn vollständig durchleben, können wir uns von alten, ungesunden Mustern befreien und zu einem neuen Zustand von Selbstverbundenheit und Liebe kommen. Dies kann uns auch in die Lage versetzen, unser Kind bedingungslos zu lieben und auf authentische Weise mit ihm zu verbinden.

Was können wir also tun? Hier einige einfache Schritte:

  1. Bewusstsein: Der erste Schritt ist immer das Bewusstsein. Wenn wir uns bewusst werden, was wir fühlen, können wir erkennen, woher diese Gefühle kommen und wie wir darauf reagieren. Das hilft uns nicht nur, uns selbst besser zu verstehen, sondern auch, unseren Kindern auf eine gesunde Weise zu begegnen.

  2. Ausdruck: Wenn wir Wut oder Frustration erleben, ist es wichtig, diese Gefühle auf gesunde Weise auszudrücken. Körperliche Bewegung wie Tanzen, Laufen oder sogar auf ein Kissen schlagen kann helfen, die Energie freizusetzen und den Druck abzubauen.

  3. Vergebung: Die negativen Muster, die wir von unseren Eltern übernommen haben, sind oft das Ergebnis ihrer eigenen ungelösten Schmerzen und Überzeugungen. Vergebung gegenüber unseren Eltern und Betreuern ist ein entscheidender Schritt zur Heilung und zum inneren Frieden.

  4. Neue Wege: Wenn wir uns erlauben, unsere Gefühle zu fühlen und mit ihnen zu arbeiten, können wir unser Leben bereichern und uns lebendiger fühlen. Anstatt uns zu verurteilen, wenn wir negativ reagieren, können wir uns selbst mit Mitgefühl begegnen und den Raum geben, unsere Emotionen zu verarbeiten.

Um ein erfülltes Leben zu führen, müssen wir unsere wahre Essenz leben. Das bedeutet, uns die Erlaubnis zu geben, alle Emotionen zu fühlen, ohne uns anzupassen oder zu verstellen. Wenn wir uns mit unseren tiefsten Gefühlen verbinden, wird unser Leben einfacher und authentischer.

Wenn du das nächste Mal Schmerz oder Unwohlsein empfindest, erinnere dich daran, dass dieser Schmerz Teil deines Heilungsprozesses ist. Du tust dein Bestes, du heilst im richtigen Tempo und deine Arbeit hat einen tieferen Sinn. Es dient deinem Wachstum und deinem Wohlbefinden.