Intuition und Sensitivität in den ersten sieben Jahren

Heute möchte ich über ein Thema sprechen, das in unserer hektischen, reizüberfluteten Welt oft zu kurz kommt: die spirituelle Offenheit und intuitive Wahrnehmung von Kindern, besonders in den ersten sieben Lebensjahren. Diese Zeit ist einzigartig, denn Kinder sind in dieser Phase noch stark mit ihrem inneren Selbst und dem Spirituellen verbunden – ohne, dass sie es erklären oder rechtfertigen müssten. Im heutigen, erwachenden Zeitalter, in dem immer mehr Menschen ihren eigenen Weg der Selbstentdeckung gehen, ist es besonders wichtig, unsere Kinder in ihrer natürlichen Sensitivität bewusst zu begleiten. Das bedeutet für uns Eltern: Verantwortung, Bewusstheit und Heilung – nicht nur für unsere Kinder, sondern auch für unser eigenes inneres Kind.

Von Geburt bis etwa zum siebten Lebensjahr dominieren bei Kindern die Theta- und Alpha-Gehirnwellen. Bruce Lipton beschreibt, dass Kleinkinder überwiegend im Theta-Zustand (4–7 Hz) agieren – einem Zustand zwischen Schlaf und Wachsein, ähnlich wie tiefe Meditation oder Hypnose. In diesem Modus ist das Gehirn besonders empfänglich für Suggestionen, innere Bilder und energetische Informationen. Kinder unter sieben erleben die Welt nicht rational, sondern über Gefühl, Fantasie und Energie. Sie spüren, bevor sie etwas erklären können, und wissen, bevor sie es benennen können. Ihr Herz ist das erste Wahrnehmungsorgan – sie nehmen die Welt über Emotion, Nähe und Präsenz wahr.

Forschungen des HeartMath Instituts zeigen, dass das menschliche Herz ein messbares elektromagnetisches Feld erzeugt, das mehrere Meter reicht. Kinder zeigen oft eine hohe Kohärenz zwischen Herzschlag, Atmung und Gefühlen, was ihre intuitive Wahrnehmung unterstützt. Sie entwickeln eine spirituelle Intelligenz, die eher gefühlt als erklärt wird. Sie nehmen Energien wahr, reagieren auf Stimmungen und erfassen Unausgesprochenes – oft weit klarer, als wir es können. Kinder benötigen keine Belehrung, sondern ein begleitendes, achtsames Gegenüber, das ihre Wahrnehmung spiegelt und schützt.

Die Spiritual Sensitivity Scale for Children (SSSC) misst spirituelle Sensitivität bei Kindern (Hay & Nye, 1998). Sie zeigt, dass viele Kinder eine intuitive Verbindung zum Unsichtbaren spüren, eine tiefe Verbundenheit mit Natur, Menschen oder dem Göttlichen empfinden und Mitgefühl sowie innere Reflexion zeigen. Drei zentrale Dimensionen werden betrachtet: Mystery sensing (Wahrnehmung des Nicht-Logischen), Awareness sensing (Fähigkeit zur inneren Reflexion) und Community sensing (Verbundenheit mit anderen). Spirituelle Wahrnehmung ist messbar und real. Sie braucht Schutz und Raum, da sie in der frühen Kindheit besonders fein ist.

Mit etwa sieben Jahren vollzieht sich ein Übergang: Kinder wechseln von der präoperationalen Phase ins konkret-operationale Denken (Piaget). Sie beginnen, logischer zu denken, Strukturen zu erkennen, Beweise zu verlangen und Fantasie von Realität zu unterscheiden. Die intuitive Wahrnehmung verschwindet nicht, sie wird nur überlagert. Kinder brauchen weiterhin achtsame Begleitung, Spiegelung und Raum für ihr inneres Erleben.

Kinder zeigen ihre intuitive Wahrnehmung durch Gespräche mit „unsichtbaren Freunden“, Sensibilität für Stimmungen oder Energien, lebhafte Träume oder plötzliche Ängste an bestimmten Orten, tiefes Mitgefühl oder Einsicht und Rückzug bei zu viel Reizüberflutung. Diese Wahrnehmungen sind real und brauchen Anerkennung, nicht Abwertung.

Um Kinder in ihrer spirituellen Entwicklung zu unterstützen, kann man ihr Erleben ernst nehmen, Rituale einführen wie Lichtkreise, Dankbarkeitsrunden oder Barfußlaufen in der Natur, spielerisch Energiearbeit vermitteln, kreativen Ausdruck durch Malen, Rollenspiele oder Erzählen ermöglichen und kurze Atem- oder Stilleübungen gemeinsam praktizieren. Herzgespräche über Freude, Herausforderungen oder Gefühle stärken ihr Vertrauen in die eigene Wahrnehmung.

Spirituelle Wahrnehmung verschwindet nie vollständig, auch bei älteren Kindern. Sie kann jederzeit durch Verbindung, Ehrlichkeit und Vertrauen wieder gestärkt werden. Gemeinsame Rituale, Gespräche über Träume und Gefühle sowie das Teilen eigener innerer Impulse helfen, diese Sensitivität zu reaktivieren. Kinder spüren sofort, ob etwas echt ist. Wenn du dich selbst öffnest, tun sie es ebenfalls.

Die Arbeit mit deinem Kind ist nicht nur Elternschaft – sie heilt auch dein inneres Kind, schafft Verbindung und eröffnet den Weg zu einer bewussten, neuen Zeit. Teile Erfahrungen, Geschichten oder Fragen, um voneinander zu lernen und gemeinsam bewusst zu leben.