Wenn die Ängste wachsen: Wie du dein Kind sicher durch seine Ängste führst

Wenn unsere Kinder leiden, fühlt es sich an, als würde unser Herz tausendmal durchbohrt werden. Wenn wir ihre Angst sehen, ist es, als würden wir in einem dunklen, erdrückenden Raum ersticken, ohne Hoffnung auf Frischluft.

Beobachten wir unsere Kinder, wie sie sich in Details verlieren oder sich über jede noch so kleine Unsicherheit auf ihrem Lebensweg sorgen, spüren wir eine tiefe Angst in uns, als würde unser eigenes Wesen in Panik geraten. Wir fragen uns: „Werden sie jemals wirklich einfach glücklich und unbeschwert sein?“

Es ist der tiefste Wunsch eines jeden Elternteils, ein glückliches Kind großzuziehen, aber auch ein erfolgreiches, auf das man stolz sein kann – und Erfolg geht über Finanzen hinaus. Es geht um Gesundheit, zwischenmenschliche Beziehungen, das Leben von Bestimmungen und Spiritualität. Doch nichts kann diese Ziele mehr gefährden als die Angst.

Wir Eltern wollen stets das Beste für unsere Kinder – wir möchten, dass sie den Herausforderungen des Lebens stark, gesund und glücklich begegnen. Doch gerade die vielen alltäglichen Verpflichtungen und Anforderungen der Erziehung machen das oft zu einer riesigen Herausforderung. Ein besonders belastendes Element in der Elternschaft ist die Erfahrung, die Ängste der eigenen Kinder mitzuerleben.

Jedes Kind geht auf seine eigene Weise mit den Ängsten um, die mit wichtigen Veränderungen im Leben verbunden sind. Aber als Eltern machen wir uns ständig Sorgen, wie sich diese Ängste auf das Leben unseres Kindes auswirken könnten. Vielleicht vermeidet es Dinge, die früher Spaß gemacht haben, vielleicht hat es Schwierigkeiten beim Essen oder es sorgt sich ständig über alles Mögliche. Oft erkennen wir als Eltern aber erst zu spät, dass diese Ängste sich auch in anderen Verhaltensweisen manifestieren können – wie lautes, aggressives Verhalten, Weinen oder ständige Klagen über körperliche Schmerzen wie Kopfschmerzen. Manche Kinder werden auch introvertierter, ziehen sich immer mehr zurück.

Während manche Kinder von Natur aus empfindlicher und verletzlicher sind und es so aussieht, als könnten wir als Eltern wenig ausrichten, gibt es doch Dinge, die wir tun können. Ich möchte dir in diesem Beitrag drei wertvolle Hilfsmittel vorstellen, die dir dabei helfen können, die Ängste deines Kindes zu lindern. Diese Hilfsmittel werden die Ängste vielleicht nicht vollständig lösen, aber sie werden helfen, den Schmerz, den du fühlst, ein wenig zu lindern.

Die Grundlage meiner Arbeit liegt in der Transformation des Elternseins. Mein Ansatz lautet: Erziehe zuerst dich selbst, bevor du dein Kind erziehen kannst. Das bedeutet, dass wir als Eltern uns zuerst mit uns selbst auseinandersetzen müssen – mit unseren eigenen unbewussten Ängsten und emotionalen Lasten, bevor wir in der Lage sind, unseren Kindern wirklich zu helfen.

1. Werde dir deiner eigenen Ängste bewusst

Oft reagieren wir Eltern unbewusst auf die Ängste unserer Kinder. Statt unterstützend zu reagieren, verhalten wir uns häufig unproduktiv und verstärken die Situation.

Was du vermeiden solltest:

  • Schimpfen, predigen, rationalisieren, kontrollieren
  • Anweisungen geben, mikromanagen, Fragen stellen oder Schamgefühle wecken
  • Hervorheben, was deinem Kind entgehen könnte, wenn es seine Ängste nicht überwindet

All diese Reaktionen kommen aus unserer eigenen Angst und haben wenig mit der tatsächlichen Angst des Kindes zu tun. Um zu verstehen, wie unsere eigene ängstliche Energie die Ängste unseres Kindes verstärken kann, ist es wichtig, sich selbst zu beobachten.

Was du stattdessen tun kannst:

  • Sei bewusst: Beobachte, wie dein eigener Körper auf Angst reagiert. Achte auf körperliche Reaktionen wie Herzrasen, einen flauen Magen oder verspannte Schultern. Das sind Signale deines Körpers, dass dein Nervensystem aus dem Gleichgewicht geraten ist.
  • Beruhige dich selbst: Wenn du merkst, dass deine eigenen Ängste hochkommen, nimm dir einen Moment, um durchzuatmen, einen Spaziergang zu machen oder mit einer vertrauten Person zu sprechen. Deine eigene Ruhe ist notwendig, um deinem Kind wirklich helfen zu können.

Fragen, die du dir stellen kannst:

  • Was löst diese Situation in mir aus?
  • Welche Ängste und Erfahrungen in meinem eigenen Leben kommen jetzt hoch?
  • Wie kann ich meinem Kind am besten helfen, wenn ich selbst in Schwierigkeiten bin?

Treffe eine bewusste Entscheidung: Sobald du dir deiner eigenen Ängste bewusst bist, kannst du entscheiden, ob du diese selbst bewältigen möchtest oder ob du Unterstützung von außen brauchst. Wenn die Angst zu groß wird, darfst du dir ruhig Hilfe holen. Wichtig ist, dass du den Mut hast, dich deinen eigenen Ängsten zu stellen.

Setze konkrete Schritte um: Um deinem Kind zu helfen, wird es notwendig sein, auch in deinen eigenen Handlungen Veränderungen vorzunehmen. Du musst aktiv werden und mit deinem Kind die nötigen Strategien entwickeln. Das erfordert, dass du präsent bist und dich intensiv mit der Situation auseinandersetzt.

2. Widerstehe der Angst nicht – Akzeptiere sie

Im Umgang mit einem ängstlichen Kind neigen wir dazu, diese Angst sofort loswerden zu wollen. Doch was wir oft nicht erkennen: Wenn wir versuchen, die Angst zu verdrängen oder zu bekämpfen, bleibt sie bestehen.

Was du vermeiden solltest:

  • Dein Kind zu überbehüten oder zu kontrollieren
  • Aussagen wie „Mach dir keine Sorgen“ oder „Das ist doch alles nur in deinem Kopf“
  • Dein Kind für seine Ängste zu beschämen oder zu kritisieren
  • Den Versuch zu unternehmen, die Angst einfach zu ignorieren oder als unbedeutend abzutun

Was du stattdessen tun kannst:

  • Akzeptiere den Ist-Zustand: Akzeptiere, dass dein Kind in diesem Moment Angst hat. Das bedeutet nicht, dass du die Angst gutheißt, sondern dass du die Realität anerkennst. Dies öffnet den Raum für Heilung.
  • Verstehe die Funktion der Angst: Angst ist ein normaler Teil des Lebens, besonders bei sensiblen Kindern. Sie hilft uns zu wachsen. Wenn du diese Tatsache anerkennst, wirst du eher in der Lage sein, die Angst mit deinem Kind zu durchstehen.
  • Sei mitfühlend: Anstatt zu urteilen oder zu schimpfen, zeige deinem Kind Mitgefühl. Es braucht deine Präsenz, nicht deine Kritik. Es geht darum, ihm zu helfen, seine Ängste zu fühlen, aber mit Unterstützung, um zu erkennen, dass diese Ängste überwindbar sind.

3. Fokussiere dich auf das Positive – Stärkung statt Reduktion der Angst

Es ist natürlich, sich auf das Problem zu konzentrieren, das die Angst auslöst, aber oft führt dies zu einer Verstärkung der Ängste.

Was du vermeiden solltest:

  • Immer wieder auf das Problem oder die Ängste deines Kindes herumzureiten
  • Versuchen, Barrieren zu schaffen, damit keine Angst entsteht
  • Dein Leben nur auf das Verhindern von Angst auszurichten

Was du stattdessen tun kannst:

  • Betrachte dein Kind ganzheitlich: Statt nur auf die Ängste zu schauen, nimm auch die vielen positiven Eigenschaften deines Kindes wahr. Welche Stärken, Talente und Fähigkeiten zeigt es?
  • Fokussiere dich auf das Gegengift: Stärke die Eigenschaften, die du bei deinem Kind sehen möchtest. Achte auf Momente, in denen dein Kind mutig, spontan oder lösungsorientiert reagiert. Indem du diese positiven Eigenschaften hervorhebst, hilfst du deinem Kind, Selbstvertrauen aufzubauen.

Wenn du deinem Kind zeigst, dass du es in seiner Ganzheit schätzt – mit all seinen Stärken und Schwächen – wird es eher in der Lage sein, seine Ängste zu überwinden.