
Warum es okay ist, NICHT zu teilen: 3 Wege, Kindern echte Großzügigkeit beizubringen
Teilen ist Fürsorge“. Diesen Satz hast du sicherlich schon einmal von deinem Kind nach dem Kindergarten oder einem Spielbesuch gehört, oder vielleicht hast du ihn sogar selbst ausgesprochen. Als Eltern sollten wir uns jedoch bewusst sein, dass Kinder von Natur aus einen starken Drang zum Besitzen haben. Alles ist für sie neu, sie befinden sich in einer Phase der Egozentrik und sind anfangs nicht wirklich bereit, etwas herzugeben. Ihre Neugier und ihre Freude daran, zu entdecken und zu sammeln, sind einfach Teil ihrer Entwicklung.
Spielzeuge sind daher besonders verlockend – vor allem, wenn sie in den Händen anderer Kinder sind!
Deshalb betonen viele Eltern das Teilen von Anfang an und tun es so oft wie möglich. Wir möchten, dass Kinder Mitgefühl entwickeln und sich fragen, was andere Kinder brauchen könnten. Wir bitten sie, ihre Spielzeuge zu teilen und andere Kinder mit Freundlichkeit und guten Manieren zu beruhigen – alles natürlich auch, um den Frieden auf dem Spielplatz zu wahren.
Es kommt jedoch häufig vor, dass Kinder die Spielzeuge anderer Kinder fordern, als ob sie ihnen gehören würden, und dabei selbst nicht bereit sind, ihr eigenes herzugeben. Oft horten sie ihre Spielsachen wie Piraten ihren Schatz. Sie erwarten sogar, dass du das Eis teilst, auf das du den ganzen Tag gewartet hast.
„Teilen ist Fürsorge“, denkst du, während du deinen Nachtisch bewachst. Aber nicht, wenn es nicht ehrlich ist. Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem tatsächlichen Teilen und dem, was wir „teilen“ nennen, weil es uns so beigebracht wurde. Die Autorin des Buches It’s OK NOT to share…and Other Renegade Rules for Raising Competent and Compassionate Kids argumentiert, dass Teilen authentisch sein sollte. Es sollte nicht widerwillig oder aus Zwang geschehen, sondern aus eigener Motivation. Nur so zeigt sich die wahre Belohnung, und die kommt langfristig.
Hier sind drei Möglichkeiten, wie du deinen Kindern lebenslange Großzügigkeit näherbringen kannst – indem du sagst: „Es ist okay, NICHT zu teilen.“
1. Vergiss das erzwungene Teilen
Stell dir vor, dein Kind spielt auf dem Spielplatz mit seinem roten, glänzenden Auto. Ein anderes Kind beobachtet es neugierig, fordert, bettelt und fleht, mitspielen zu dürfen. Viele Eltern würden in dieser Situation sagen: „Es ist Zeit, das Auto zu teilen.“ Dein Kind hat doch schon eine Weile damit gespielt, und der andere Junge möchte es nun auch mal haben.
Doch beim Teilen geht es nicht nur darum, etwas herzugeben. Es geht um Freundlichkeit. Das Problem ist, dass das Teilen oft mit dem Druck verbunden ist, Kindern beizubringen, jederzeit einem anderen einen Gefallen tun zu müssen – und damit wird dein Kind möglicherweise zu einem „People Pleaser“. Genau dahin wollen wir nicht, oder?
Wenn dein Kind in ein Spiel vertieft ist, in seine eigene Welt abtaucht oder einfach mit sich selbst beschäftigt ist, dann plötzlich aber aufgefordert wird, das Spielzeug herzugeben, weil ein anderes Kind es haben möchte, fühlt sich das nicht gut an. Das Kind lernt nicht, großzügig zu sein, sondern einfach, dass Teilen unangenehm ist. In Wahrheit teilen dann oft nicht die Kinder, sondern wir Eltern für sie.
Stell dir vor, du bist mit deinem Smartphone beschäftigt. Ein anderer verlangt plötzlich, es zu benutzen. Wahrscheinlich würdest du dich ärgern, dich bedroht fühlen und weniger bereit sein, zu helfen. Erzwungenes Teilen führt zu Missmut und macht das Teilen unangenehm. Es lehrt keine Großzügigkeit, sondern erstickt sie. Erwachsene dürfen ihr Handy auch nicht einfach so hergeben, sondern bitten um eine kurze Wartezeit. Genauso sollten wir das auch den Kindern vermitteln.
2. Keine Panik wegen ungeduldiger Kinder
Kleine Kinder können schnell frustriert und wütend werden, vor allem, wenn sie etwas sofort haben wollen. Dies kann zu unangenehmen Szenen führen – und oft verwandelt sich der friedliche Spielplatz in ein Drama.
Aber gib nicht nach. Ein ungeduldiges Kind muss lernen, zu warten. Die Entwicklung von Impulskontrolle – wie etwa das Abwarten auf ein Spielzeug – ist eine wichtige Aufgabe in der frühen Kindheit und fördert die Gehirnentwicklung. Geduld muss geübt werden, genauso wie das angemessene Ausdrücken von Gefühlen.
Das Abwechseln beim Spielen bietet den Kindern genau diese Möglichkeit. Viele Kinder sind inzwischen so an sofortige Befriedigung gewöhnt, dass sie viel mehr Übung im Warten brauchen. Natürlich wird es anfangs frustrierend sein, aber je mehr dein Kind übt, desto leichter wird es mit der Zeit.
Und ein wichtiger Tipp: Vermeide es, dich mit anderen Eltern zu verbünden, die diese Idee nicht verstehen oder akzeptieren. Es könnte unangenehm sein, aber bleib bei deinem Kind, sei ein Team, und handle nach deinem Bauchgefühl.
3. Fördere die kindgerechte Abwechslung
Stell dir wieder die gleiche Szene auf dem Spielplatz vor, bei der ein anderes Kind dein Kind nach dem begehrten Auto fragt. Anstatt zu sagen: „Du hast noch zwei Minuten, bevor du teilen musst“, könntest du dein Kind ermutigen, zu sagen:
„Du kannst damit spielen, wenn ich fertig bin.“
So wird dein Kind freundlich, aber bestimmt in die Kunst des Durchsetzens eingeführt. Wir können unseren Kindern beibringen, ihre eigenen Grenzen zu setzen und gleichzeitig respektvoll gegenüber anderen zu bleiben. Wenn ein anderes Kind darauf wartet, kann dein Kind höflich sagen: „Kann ich bitte damit spielen, wenn du fertig bist?“
Das Warten wird für beide Kinder einfacher, wenn sie wissen, dass sie irgendwann an der Reihe sind und die Chance haben, die Dinge selbst zu regeln.
Und wenn dein Kind länger mit einem Spielzeug spielt, ist das völlig in Ordnung. Ein konzentriertes Spiel fördert nicht nur die Entwicklung von Fähigkeiten, sondern auch die Fähigkeit, sich länger mit einer Sache zu beschäftigen. Kinder werden auch bereitwilliger teilen, wenn sie sich nicht ständig gedrängt fühlen.
Zwar kann es zunächst schwierig sein, aber mit der Zeit wird das Teilen ein natürlicherer Prozess. Dein Kind wird verstehen, dass es sich um eine freiwillige Handlung handelt, die aus Freundlichkeit kommt – und nicht aus Zwang.
Indem du deinen Kindern beibringst, geduldig zu warten und ihre eigenen Grenzen zu setzen, wirst du sie zu mitfühlenden und großzügigen Menschen erziehen, die im Leben erfolgreich und zufrieden sind.